Kardinal und Dominikaner Georges Cottier
Schweiz

Georges Cottier – Papstvertrauter und traditionsbewusster Erneuerer

Zürich, 1.4.16 (kath.ch) Offen für das Neue und gleichzeitig in der Tradition verwurzelt: Mit diesen Worten umschreibt der Provinzial der Schweizer Dominikaner, Guido Vergauwen, das Denken seines am Donnerstag, 31. März, verstorbenen Mitbruders, Kardinal Georges Cottier. Mit Betroffenheit reagiert der Bischof des Heimatbistums des Verstorbenen, Charles Morerod, in Freiburg auf die Nachricht des Hinschieds.

In einem Telegramm an die Familie hat Papst Franziskus seine Anteilnahme am Tod «dieses eifrigen Dieners des Evangeliums» kundgetan, teilt das Bistum Lausanne-Genf-Freiburg am Freitag mit.

Der Kardinal habe gegenüber den Mitbrüdern immer darauf bestanden, dass es als «Pater Cottier» angesprochen werde, betont der Provinzial der Schweizer Dominikaner, Guido Vergauwen. Cottier sei immer als einfacher Mitbruder aufgetreten und habe einen sehr direkten Kontakt und liebeswürdigen Umgang mit allen, die ihm begegneten, gepflegt.

Georges Cottier war zur erst einmal auch Philosoph, hält der emeritierte Fundamentaltheologe und ehemalige Rektor der Universität Freiburg gegenüber kath.ch fest. In seinem Grundstudium setzte sich Cottier mit dem Deutschen Idealismus des 19. Jahrhunderts auseinander. Er studierte die Schriften von Karl Marx und Ludwig Feuerbach. Das habe ihm die Möglichkeit gegeben, sich mit neuen philosophischen Strömungen und dem modernen Atheismus zu beschäftigen.

Vorbereitung auf das Zweite Vatikanische Konzil

Zudem interessierten ihn die theologischen Ansätze, welche das Zweite Vatikanische Konzil vorbereitet hatten. Im Vordergrund standen die Schriften des Schweizer Kardinals Charles Journet und jene des französischen Philosophen Jacques Maritain, die als zwei Zeugen der Erneuerung der katholischen Theologie gelten. Aufgrund seines Wissens nahm Cottier am Konzil als Experte teil. Mit Cottier starb einer der letzten Konzils-Zeugen, hält der Dominikaner-Provinzial fest.

Als päpstlicher Haustheologe nahm er im Vatikan verschiedene Aufgaben wahr. Er genoss das theologische Vertrauen zweier Päpste: Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Cottier engagierte sich zudem im Dialog mit dem Judentum und setzte sich für eine Verständigung mit den Juden ein.

Alt und neu unter einem Dach

Als Hauptherausgeber der französischsprachigen Zeitschrift «nova et vetera»  unterstrich er seine Absicht, in der Kirche «alt und neu» zusammenzuführen. Gemeinsam mit seinem «geistlichen Sohn» Charles Morerod, dem heutigen Bischof des Bistums Lausanne-Genf-Freiburg, setzte er sich dafür ein, dass sich die Zeitschrift mit grosser Offenheit den neuen Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft widmet. Vergauwen streicht diesbezüglich die Beschäftigung mit dem Atheismus, mit neuen theologischen Strömungen und mit der interreligiösen Verständigung hervor. (gs)

Kardinal und Dominikaner Georges Cottier | © Jacques Berset
1. April 2016 | 17:17
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Papst würdigt Cottier

Papst Franziskus hat den verstorbenen Schweizer Kardinal Georges  Cottier als engagierten Diener des Evangeliums gewürdigt. Er erinnere sich dankbar an dessen kulturelles und kirchliches Engagement, seinen festen Glauben und seine väterliche Liebenswürdigkeit, schreibt der Papst in einem am Freitag, 1. April, vom Vatikan veröffentlichten Beileidstelegramm an die Schwester des Verstorbenen, Marie Emmanuelle Pastore Cottier.

Franziskus hebt darin besonders Cottiers Tätigkeit als päpstlicher Haustheologe von Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) hervor. Er bitte Gott um den Lohn für den Toten, den der Herr seinen treuen Jüngern verheissen habe, so Franziskus. (cic)