Georg Gänswein (hinten r.) am aufgebahrten Leichnam des emeritierten Papstes Benedikt XVI.
Vatikan

Georg Gänswein: Papst-Erlass zur Alten Messe schmerzte Benedikt XVI.

Zwischen Benedikt XVI. und Franziskus gab es beim Thema Liturgie erhebliche Meinungsverschiedenheiten. So revidierte Papst Franziskus mit «Traditionis custodes» einen Beschluss zur Alten Messe von Benedikt. Dem Ex-Papst gefiel das gar nicht, berichtet Georg Gänswein.

Wie Benedikts langjähriger Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein berichtete, hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. den Erlass von Papst Franziskus mit dem Titel «Traditionis custodes» im Jahr 2021 «mit Schmerz im Herzen» gelesen. Franziskus schränkte in diesem Erlass die von seinem Vorgänger 2007 verfügten Möglichkeiten für die Feier der sogenannten Alten Messe wieder drastisch ein.

«Von Lefebvre wegziehen»

Gänswein bezeichnete diese Massnahme als «Einschnitt» für den emeritierten Papst. Benedikt XVI. habe mit seiner Reform von 2007 dafür sorgen wollen, dass die Anhänger der Alten Messe, die in dieser Form der Liturgie ihre Heimat gefunden hätten, «ihren inneren Frieden finden», sagte der Erzbischof. 

Transfer des Sargs von Marcel Lefebvre in die Krypta in Econe VS, 2020
Transfer des Sargs von Marcel Lefebvre in die Krypta in Econe VS, 2020

Damit habe er diese auch «von Lefebvre wegziehen» wollen. Der verstorbene französische Erzbischof MarcelLefebvre war der Gründer der Priesterbruderschaft Pius X., die wesentliche Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) nicht anerkennt.

Gänswein: Alte Messe taugt nach wie vor etwas

Gänswein sagte, die Alte Messe sei über Jahrhunderte für viele Menschen die «Quelle ihres geistlichen Lebens» gewesen, «Nahrung für viele Heilige». Er könne sich nicht vorstellen, «dass das etwas ist, das nix mehr taugt».

Erzbischof Georg Gänswein (l.), Präfekt des Päpstlichen Hauses, küsst die Hand des aufgebahrten Leichnams von Benedikt XVI.
Erzbischof Georg Gänswein (l.), Präfekt des Päpstlichen Hauses, küsst die Hand des aufgebahrten Leichnams von Benedikt XVI.

Nicht vergessen werden dürfe auch, dass dies auch für viele junge Leute gelte, «die das ganze Theater um das Konzil gar nicht mehr richtig verstehen». Ihm, Gänswein, sei «nicht ganz wohl dabei, diesen Schatz den Menschen wegzunehmen».

Aufnahmezeitpunkt des Interviews unklar

Gänswein äusserte sich in einem Interview der katholischen Wochenzeitung «Die Tagespost». Das halbstündige Gespräch wurde am Montag als Video auf einer Website der Trägerstiftung der «Tagespost» veröffentlicht. 

Der Aufnahmezeitpunkt ist unklar. Details zu den letzten Stunden und Tagen des am Silvestertag verstorbenen einstigen Kirchenoberhaupts finden sich darin nicht. (cic)


Georg Gänswein (hinten r.) am aufgebahrten Leichnam des emeritierten Papstes Benedikt XVI. | © KNA
2. Januar 2023 | 16:22
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