Die Speisung der 600

Papst lädt Mutter-Teresa-Gemeinschaften zum Weihnachtsessen ein

Rom, 21.12.10 (Kipa) An der Aussenmauer des Vatikanstaats gibt es jedes Jahr für Bedürftige ein Weihnachtsessen: Die Missionarinnen der Nächstenliebe, besser bekannt als Mutter-Teresa-Schwestern, laden immer am ersten Weihnachtstag die Gäste ihrer Suppenküche «Dono di Maria» (Geschenk Mariens) zu einer besonderen Feier ein. Dieses Jahr wird es anders sein: Am zweiten Weihnachtstag werden sie, ihre Obdachlosen und ehrenamtliche Helfer einige Meter weiter innerhalb des Vatikan speisen. Papst Benedikt XVI. hat sie und all ihre Schwestern- und Brüdergemeinschaften in Rom zu einem gemeinsamen Weihnachtsessen in die Audienzhalle geladen.

Insgesamt wird dann im Atrium der Audienzhalle für 600 Menschen aufgetischt, erzählt Schwester Alia, die seit 25 Jahren bei den mit dem weiss-blauen Sari bekleideten Missionarinnen ist. Die Österreicherin macht um die Ehre, vom Papst eingeladen zu sein und mit ihm vielleicht an einem Tisch zu essen, kein grosses Aufheben.

Auch die Frage, ob die Einladung aus Anlass des 100. Geburtstages der Ordensgründerin Mutter Teresas eine Überraschung war, stellte sich ihr nie: «Wir machen uns über solche Dinge nicht viele Gedanken, wir sind eher mit unserer Arbeit beschäftigt.» Aber sie freut sich für all die Armen, Alten und Obdachlosen. «Diese Leute beten sehr viel für den Papst, sie sind gläubig und ihnen bedeutet dieses Weihnachtsessen sehr viel», erzählt die Schwester. Einige von ihnen würden bestimmt die Gelegenheit haben, mit dem Oberhaupt ihrer Kirche einige Worte zu wechseln, hofft sie.

Nicht alle können kommen

Schwester Alia bedauert aber, dass nicht jeder der Eingeladenen kommen kann. Manche der von ihnen betreuten Kranken seien nicht in der Lage, den Weg durch die Stadt in den Zwergstaat auf sich zu nehmen. Insgesamt gebe es zehn Häuser in Rom, die zur Gemeinschaft gehörten, erzählt sie. Dazu zählten auch Priester und Laienbrüder der Missionare der Nächstenliebe sowie weitere kontemplative Zweige für Schwestern und Brüder, die sich ganz dem Gebet widmeten.

Zwischen Circus Maximus und Kolosseum geben die Schwestern in einem teils wegen Einsturzgefahr abgesperrten Haus Obdachlosen, Alkoholkranken und Drogenabhängigen einen Zufluchtsort. In den weiteren Häusern gibt es andere Schwerpunkte: Suppenküchen, Duschangebote, Sorge für bedürftige Schwangere oder Frauen mit kleinen Kindern, Betreuung von kranken und von alten Menschen.

Viele ehrenamtliche Helfer

Diese Arbeit können die Ordensleute nur mit Hilfe von ehrenamtlichen Helfern leisten. In jeder Gemeinschaft arbeiten Dutzende Freiwillige mit, die sich vom Geist der seligen Ordensgründerin Mutter Teresa oder von der zupackenden Natürlichkeit der Schwestern vor Ort ansprechen liessen. Auch sie sind von Benedikt XVI. eingeladen. Alle zusammen sind sie in diesem Rahmen zum ersten Mal im Vatikan. Papst Johannes Paul II. hatte die Casa «Dono di Maria» an der Vatikanmauer mehrmals besucht. Und ein grosses Essen für Obdachlose der Stadt habe es im Jubiläumsjahr 2000 gegeben, erzählt Schwester Alia. Was genau für die 600 Gäste aufgetischt werde, wisse sie nicht, sagt die Österreicherin. Die Befürchtung, dass jemand hungrig bleibt, hat sie jedoch nicht: «Es wird ein italienisches Essen sein und das bedeutet doch normalerweise Vorspeise, erster und zweiter Gang, ein süsser Nachtisch und Obst.»

Auch die Bedürftigen Roms, die die Mutter-Teresa-Schwestern nicht kennen, werden an Weihnachten wohl an ein warmes Festessen kommen: Die katholische Basisgemeinschaft Sant’Egidio listete für den 25. Dezember an 35 Punkten der Stadt Weihnachtsessen in Kirchen, Gemeindehäusern und Pflegeheimen auf. Im vergangenen Jahr hatte die Mensa von Sant’Egidio im römischen Stadtteil Trastevere Papst Benedikt XVI. bei so einem Essen zu Gast.

(kipa/r/am)

21. Dezember 2010 | 17:29
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